Warum Wildnis wagen?
oder: Warum braucht es Naturverbindung?
Wenn wir an Natur und besonders an Wildnis denken, haben wir meist Bilder von unberührten Landschaften, irgendwo viele Kilometer weit weg vor Augen. Die Natur und damit die Wildnis beginnt jedoch spätestens vor der eigenen Haustür - wobei auch unsere Wohnungen in der Regel noch so einige Wildtiere beherbergen, auch wenn sie klein und oft unerwünscht sind.
Für mich bedeutet es Wildnis zu wagen, dass ich meine Aufmerksamkeit weiter trainiere um das Lebensnetz wahrzunehmen wo auch immer ich mich gerade aufhalte und dabei jeden Tag neue Entdeckungen mache. Es mir neues Wissen und Fertigkeiten anzueignen, die mir bei meinem Aufenthalt in der Natur helfen und Stück für Stück meine Komfortzone zu erweitern. Es steht dafür neue Menschen und Perspektiven kennen zu lernen, mein Wissen weiterzugeben und von anderen zu lernen, selber zu wachsen und andere in ihrem Wachstum zu unterstützen.
Der moderne Mensch hat sich vor etwa 300.000 Jahren als Teil einer vielfältigen Ökologie entwickelt und war die meiste Zeit nur eine Art von vielen die ums Überleben kämpfte. Sowohl unser Körper als auch unser Geist haben sich da draussen, in der Wildnis entwickelt und sind dementsprechend an ein Leben in der Natur angepasst. Darum empfinden die allermeisten Menschen den Aufenthalt in der Natur (sei es bei einem Waldspaziergang, einer Kanutour oder einem Tag am Strand) als beruhigend und heilsam.
Zwar hat der Mensch schon immer einen Einfluss auf seine Umgebung gehabt doch in den letzten paar Jahrtausenden wurde dieser immer rasanter und größer. Mit der sukzessiven Entfernung zu unserer natürlichen Umgebung (z.B. durch Hütten, Häuser, Dörfer, Städte, Autos, künstliches Licht, Supermärkte usw.) haben wir verlernt die Ökologie um uns herum und unseren Einfluss darauf wahrzunehmen. Zwar wissen wir (mehr denn je) um Umweltverschmutzung, Artensterben, Klimaerwärmung und vieles mehr, aber es fällt heute leichter denn je sich mit Anderem abzulenken oder zu denken, dass ich als Einzelperson sowieso nichts ändern kann.
Die heutige Zeit zeichnet sich vor Allem durch zunehmende Technologisierung und Digitalisierung aus. Besonders Kinder und Jugendliche wachsen mit Smartphones, durchgängiger Internetverbindung und künstlichen Intelligenzen auf. Diese Entwicklung birgt (wie jede Entwicklung) sowohl ein unglaubliches Potential als auch enorme Risiken. Noch nie waren Informationen (richtige wie falsche) so schnell und leicht zugänglich wie heute. Das gesammelte Wissen der Menschheit, kann quasi auf Knopfdruck abgerufen werden. Dies gilt in gleichem Maße jedoch auch für Hass und Hetze sowie für Falschbehauptungen (Fake news).
Wir haben verlernt genau hinzuschauen. Wie wollen wir etwas bewahren, was wir nicht oder nur am Rande wahrnehmen geschweige denn gänzlich verstehen? Wenn wir die Ökologie unseres Planeten retten wollen, tun wir dies am Besten indem wir uns zu allererst einmal dafür interressieren. Beschäftigen wir uns mit dem Leben überall um uns herum, merken wir schnell wie faszinierend, komplex und wunderschön es ist und wie wenig wir eigentlich wissen. Die Natur bietet ein schier endloses Repertoire an Sinnesreizen und Erfahrungsräumen.
Doch nicht nur Neugier und Intelligenz zeichnet den Menschen aus. Wir heben uns vom Rest der Tierwelt, vor Allem durch unsere komplexe Sprache und der Fähigkeit zur Empathie und Zusammenarbeit ab. Durch die digitalen Medien ist es leichter denn je mit anderen Menschen Kontakt aufzunehmen und zu halten. Dennoch sind soziale Vereinsamung, Falschinformationen und Empathieverlust stetige Begleiter unserer Zeit.
Gemeinsam können wir voneinander Lernen und echte Gemeinschaft erleben, indem wir uns kennen lernen, gemeinsam Zeit im Draussen verbringen und uns gegenseitig unterstützen.
Eine Auseinandersetzung mit/in unserer natürlichen Umwelt kann Erholung und Gesundheit bringen, unsere Aufmerksameit schulen, uns inspirieren, uns mit Freude Neues lernen lassen, Sinn stiften und unseren Fokus auf die wesentlichen Dinge im Leben lenken.